Physio Baillou

Soll/kann ich während einer Covid-19 Infektion Sport machen?

Während einer Covid-19 Infektion (oder anderen Infekten) sollten Sie keinen intensiven Sport betreiben. Dies gilt auch im Falle eines asymptomatischen Verlaufs. Viele Systeme des Körpers wie Herz, Lunge, Bewegungsapparat, Blut- und Verdauungssystem sind in unterschiedlicher Intensität betroffen und benötigen Zeit für die Regeneration. Wird dies nicht beachtet, so besteht zB. das Risiko einer Herzmuskelentzündung.(1)

Ab wann kann ich wieder mit Sport starten?

In einem sehr leichten Intensitätsbereich (6-8 auf der Borg Skala, siehe Abbildung) darf sofort geübt werden. Bewegungsarten, welche hier empfohlen werden sind etwa Atemtraining, Flexibilitäts-, Dehn- und Gleichgewichtsübungen sowie lockeres Spazieren gehen.

Bevor Sie mit intensiverer körperlicher Belastung nach einer COVID-19 Infektion beginnt, sollten Sie 1-2 Wochen symptomfrei sein. Ein ärztlicher Check (unter anderem Blutlaboruntersuchungen und Ruhe-EKG Messungen) ist hier zu empfehlen.

Informationen zur Steigerung der Belastung finden Sie weiter unten.(1,2,3)

Welche Art von Sport ist wann sinnvoll?

Anfangs werden alltägliche Belastungen wie spazieren gehen und leichtes Jogging/Ergometer empfohlen. Treten keine Symptome wie Atemnot, extreme Müdigkeit, Stechen in der Brust, Herzstolpern etc. auf, kann stufenweise gesteigert und komplexere Formen wie Kraft- oder Techniktraining hinzugenommen werden. Eine Steigerung auf Wettkampfniveau sollte in jedem Fall unter ärztlicher Aufsicht passieren. Das Erreichen der vollen Leistungsfähigkeit kann je nach individueller Symptomatik mehrere Wochen in Anspruch nehmen.(4)

Wie kann ich die Belastung nach einer Infektion sinnvoll steigern? Worauf muss ich achten?

Nachdem Sie 7 Tage symptomfrei waren, sollten Sie mit reduzierter Belastung (etwa 50% der Intensität, mit welcher Sie vor der Covid-19 Infektion trainiert hatten) beginnen. Planen Sie für die erste Einheit ausreichend Pausen ein!

Wurde das Training gut vertragen (keine Symptome, gute Erholung wie gewohnt), können Sie beim nächsten Mal die Belastung um 10% steigern.

Treten während dem Training Übelkeit, Kopfschmerzen, starker Schwindel, Atembeschwerden auf oder wird Ihnen „schwarz vor den Augen“, dann brechen Sie das Training ab.

Bei Symptomen wie Atemnot, Brustschmerz oder Hyperventilation lassen Sie dies bitte umgehend von einem Arzt abklären.

Beachten Sie die Zeit, welche Sie benötigen um sich nach einer Belastung (mental oder physisch) wieder zu erholen. Sollten Sie wesentlich länger als vor Ihrer Erkrankung benötigen (maximal 12 Stunden), dann reduzieren Sie die Belastung.

Ihr Physiotherapeut/ Ihre Physiotherapeutin ist Ihnen beim Austesten der optimalen Belastungssteigerung gerne behilflich.

Folgende Grafik kann als Leitlinie zur Steigerung der Belastung dienen: Infografik Belastungssteigerung

Was ist „Long-Covid“?

Von “Long-Covid” spricht man, wenn 12 Wochen nach einer Covid-19 Infektion noch Symptome bestehen oder neue hinzukommen, die nicht durch andere Erkrankungen erklärt werden können. Wir möchten hier festhalten, dass der zeitliche Rahmen, ab wann man von „Long Covid“ spricht, in der Literatur noch nicht vollkommen einheitlich ist. (5,6)

Welche Symptome können auftreten?

Das NICE (das britische National Institute for Health and Care Excellence) beschreibt mehr als 100 mögliche Symptome, die oftmals in Schüben oder Wellen wahrgenommen werden. Eine genaue Ursache ist noch nicht bekannt, Betroffene leiden aber oft über viele Monate unter lebenseinschränkenden Beschwerden, die sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit betreffen. Außerdem kann es langfristig zu Problemen mit Organen kommen, die beispielsweise das Herz, die Lungen oder die Nieren betreffen. Folgende Symptome können unter anderem auftreten:

Wer kann „Long-Covid“ bekommen?

„Long-Covid“ kann jeden und jede Person betreffen, die an Covid-19 erkrankt ist und betrifft etwa 10-20% der Erkrankten (keine Symptomfreiheit nach 4 Wochen).

Sowohl Kinder als auch Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen können an langfristigen Symptomen leiden. Auch ein leichter und sogar asymptomatischer Verlauf kann dazu führen, genauso wie ein moderater oder schwerer. Es sind einige wenige Faktoren bekannt, die auf ein erhöhtes Risiko für „Long-Covid“ hindeuten können:

- Ein schwerer Krankheitsverlauf

- Eine bereits bestehende Asthma Erkrankung

- Frauen unter 50 Jahren

- Ein Alter von 35-70 Jahren

- Wenige zuvor gebildete Antikörper

Quelle: (7,9,10,11)

Welche Anlaufstellen gibt es bei Long Covid?

Anlaufstellen bzw Ambulanzen für Long Covid Problematiken finden Sie in Wien zum Beispiel

- am AKH
https://www.akhwien.at/default.aspx?pid=33275

- im evangelischen Krankenhaus
https://www.ekhwien.at/abteilungen/medizin/ambulanz/neuro-covid-ambulanz

- Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern bietet ein 6-wöchiges ambulantes Rehabilitationsprogramm für Post Covid-19 Patienten
https://www.bhswien.at/iii-med-abteilung-psychosomatik/angebot/post-covid-19-programm.

- Einen Post-Covid-Check inkl. umfassendem Gespräch mit einem spezialisierten Arzt können Sie im Ambulatorium Döbling führen
https://www.ambulatorium-doebling.at/de/ambulanzen-institute-zentren/innere-medizin/post-covid-checks).

Zudem gibt es in Österreich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder die Möglichkeit bei Bedarf eine Long -Covid Rehabilitation zu machen. Sprechen Sie hierfür mit Ihrer Allgemeinmedizinerin/ Ihrem Allgemeinmediziner. Einen Überblick über mögliche Einrichtungen können Sie sich unter
https://long-covid.at/long-covid-post-covid-rehabilitation.html sowie unter
https://rehakompass.goeg.at/#/start verschaffen.

Weitere Informationen für die einzelnen Bundesländer fasst die Seite
https://www.longcovidaustria.at/wichtige-anlaufstellen-fuer-betroffene/ zusammen.

Welche Selbsthilfegruppen kann ich kontaktieren?

Im folgenden finden sie eine Auswahl (unvollständig) an Initiativen, welche von Betroffenen und/oder medizinischem Fachpersonal gegründet wurde:

- Der Verein und die Betroffeneninitiative „Long Covid Austria“ www.longcovidaustria.at

- die Patient:inneninitiative „Corona Patienten Österreich“ https://corona-patienten.at

- Die Seite „Long Covid Kids & Friends“ (Englisch) https://de.longcovidkids.org

- Ein Netzwerk, welches von ExpertInnen moderiert wird und zusätzlich interessante Informationen gibt, finden Sie unter www.altea-network.com

Zu Fragen zum Thema der Selbsthilfe steht auch noch die Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien zur Verfügung. Telefonisch unter oder per Mail an selbsthilfe@wig.or.at.

An wen kann ich mich sonst noch wenden, wenn ich Fragen zum Thema Long Covid habe?

Ihre Physiotherapeutin/ Ihr Physiotherapeut steht Ihnen bei Fragen zu den Themen „Belastungsaufbau nach einer Covid-Erkrankung“ und „Long Covid“ gerne zur Seite und begleitet Sie auf dem Weg zurück in ein aktives und bewegtes Leben.

In verschiedenen Fällen kann es sinnvoll sein, eine genauere medizinische Abklärung beim Facharzt durchführen zu lassen. Wir können bei Bedarf gerne unsere Erfahrungen hierzu weiter geben.

Einen möglichen Stufenplan zur Steigerung der Belastbarkeit finden Sie HIER. Hierzu auch eine Information zum „Pacing“: POSTER Pacing

Quellen und weiterführende Literatur finden Sie HIER.

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